Die Stadtgeschichte
Seit eh und je haben Schlesien wichtige Handelsrouten, die Ost- und Westeuropa verbanden, durchquert. In ihrer Nähe sind zahlreiche Siedlungen entstanden, in denen sich Kaufleute nach langer Reise ausruhen konnten, nachdem sie mit dem Warenaustausch fertig waren. Im Laufe der Zeit wurden diese Siedlungen zu Zentren des wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Lebens. An einem dieser Wege wurde bereits im 12. Jh. eine Marktsiedlung mit dem Namen Środa gegründet, den Namen verdankt die Stadt den hier an jedem Mittwoch (poln. Środa) stattgefundenen Märkten.
Die Verwandlung der Marktsiedlung Środa in ein urbanes Zentrum begann unter der Herrschaft des schlesischen Herzogs Henryk Brodaty (1202-1238) und war mit seiner Tätigkeit verbunden, die darauf abzielte, die wirtschaftliche und politische Bedeutung Schlesiens im Rahmen des Programms der Vereinigung Polens zu erhöhen. Um da Ziel zu verwirklichen, wurde vor allem geplante Siedlungstätigkeit geführt, die zur Folge Besiedlung der schwach besiedelten Gebiete Schlesiens haben sollte. Es scheint, dass der Prinz bei der Gründung von Środa, ursprünglich nach dem flämischen und später nach Magdeburger Recht, nach einem geeigneten Rechtsmodell für Dörfer und Städte suchte, das bei dem groß angelegten wirtschaftlichen Umbau Schlesiens angewendet werden könnte. Der Lokationsakt von Środa ist nicht erhalten geblieben. Wir wissen nur, dass der Ort zu Beginn des 13. Jhs. das flämische Recht erhielt, das 1235 durch das Magdeburger Recht ersetzt wurde. Das an die örtlichen Bedürfnisse angepasste Recht wurde so modifiziert, dass es demzufolge zur Entwicklung einer neuen Art des Magdeburger Rechts, des so genannten Środa-Rechts (deutsch: Neumarktrecht) führte. Es unterschied sich vom Magdeburger Recht vor allem dadurch, dass es die Städte stärker dem Eigentümer unterordnete und damit die Selbstverwaltung der Stadt einschränkte. Das Środa-Recht wurde vom 13. bis 14. Jh. zum Vorbild für 115 Städte, die zu dieser Zeit auf folgenden Gebieten lokalisiert wurden: Schlesien, Großpolen und Kleinpolen z.B. Opole, Trzebnica, Kalisz, Łęczyca, Wieliczka und Radom.
Die sozialen und rechtlichen Veränderungen, die mit der Lage der Stadt verbunden waren, wurden von Veränderungen in der Bebauung begleitet. Die Stadt wurde nicht auf einem neuen Gebiet gegründet, nur die ehemalige Siedlung wurde umgebaut und an die neuen städtischen Bedürfnisse angepasst. Die ehemalige spindelförmige Form des Marktplatzes der Siedlung hat zu der Zeit des geplanten Umbaus ihren Charakter bewahrt und blieb das Stadtzentrum – der Marktplatz. Von ihm gingen senkrecht je drei Straßen in nördlicher und südlicher Richtung aus und unterteilten das Stadtgebiet in Grundstücke. Etwas später wurden parallel zu dem Markt zwei Straßen, die heute ul. Daszyńskiego und Kościuszki heißen, abgesteckt. Die Stadt, in ihrer Form dem Quadrat ähnlich, umfasste eine Fläche von ca. 16 ha (entspricht der Größe einer flämischen Hufe). Die Veränderungen spiegelten sich in der Änderung des bisherigen Namens von Środa wider. Man begann den Ort – Nowy Targ, auf lateinisch Novum Forum, auf deutsch Neumarkt nennen. Zum ersten Mal wurde Środa als eine Stadt in der Urkunde aus dem Jahr 1238 genannt. In unmittelbarer Nähe der Stadt befanden sich die Dörfer: Flamischdorf – Bielany, Probstei – Probostwo, die Umgebung der Marienkirche, Pfaffendorf – Popowice, ul. Sikorskiego, die 1922 in die Stadt eingegliedert wurden.
Zu dieser Zeit sind viele Gebäude entstanden, die den Bewohnern jahrhundertelang, nach zahlreichen Umbauten gedient haben und bis heute erhalten geblieben sind. An der Wende des 12. zum 13. Jhs. wurde die Kirche St. Andreas im romanischen Stil erbaut. Aus dem 13. Jahrhundert stammt auch das Krankenhaus für Leprakranke und die Marienkirche. Im Jahre 1266 bestand schon in der nordwestlichen Ecke der Stadt eine Kastellansburg, die ein Sitz des Statthalters des Fürsten war. Nachdem Środa unter die tschechische Herrschaft geraten war, hat der Burggraf die Rolle des Kastellans übernommen. Im Jahre 1283 wurde ein Kaufmannshaus errichtet, das neben den benachbarten Kramläden ein Einkaufszentrum der Stadt war. Das 14. Jh. zählte für Środa als eine Zeit der besonders erfolgreichen Entwicklung. Es konnte unter anderem daran liegen, dass dieses Jahrhundert das einzige in der Geschichte von Środa war, in dem die Stadt keine Kriegsgräuel erlebt hat.
Das wichtigste Ereignis für Środa in diesem Jahrhundert war der Übergang unter die böhmische Herrschaft. Im Jahre 1327 wurde das Herzogtum Breslau zum Lehen und im Jahre 1335, nach dem Tod des Fürsten Heinrich IV., wurde es in die Grenzen des Königreichs Böhmen eingegliedert. So begann für Środa die Zeit eines über sechshundertjährigen Aufenthaltes außerhalb der polnischen Grenzen.
Intensiv entwickelte sich das in Zünften organisierte Handwerk. Neben der Regelung der Versorgung, Produktion und des Vertriebes erfüllten sie auch religiöse, kulturelle und militärische Funktionen sowie Selbsthilfefunktionen. Die ersten bekannten Zunftstatuten wurden vom Stadtrat in 1382 – Schneider, in 1382 – Kürschner, in 1386 – Schuhmacher, Bäcker, Tuchmacher gebilligt. Oftmals lebten Handwerker derselben Branche in derselben Straße, so dass der Name des ausgeübten Handwerks auch zum Namen der Straße wurde. Die heutige ul. Kościuszki wurde bis zum 17. Jh. ul. Tkacka (deutsch: Weberstrasse), ul. Kolejowa – ul. Rzeźnicza (deutsch: Metzgerstrasse) und ul. Kilińskiego – ul. Piekarska (deutsch: Beckerstrasse) und dann ul. Ślusarska (deutsch: Schlösserstrasse).
Mit Sicherheit war Środa von Anfang seines Bestehens ein großes Zentrum des Weinanbaus und damit der Herstellung von Wein, den man zu den besten in Schlesien zählte. Diese Tatsache spiegelte sich im Stadtwappen wider, wo auf der rechten Seite, auf dem goldenen Feld, ein Bild des schlesischen schwarzen Adlers und auf der linken Seite hingegen, auf dem silbernen Feld eine Weintraube zu sehen ist. Der Stadtwappen wurde zum Muster sowohl für die ältesten als auch die späteren Stempel der Stadtbehörden.
Die Friedensjahre und die Jahre der erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung begünstigten den Ausbau der Stadt. Der zu Ende des 13. Jhs. begonnene Bau der Schutzmauer, die vielleicht die früher bestehenden, hölzernen Bodenbefestigungen ersetzte, wurde fortgesetzt. Ein Teil der Mittel für diesen Zweck wurde vom König Johann von Luxemburg beschaffen, der 1341 der Stadt die von den Juden von Środa gezahlte Zehnjahresmiete übergab. Nach der Fertigstellung des Baus waren die Mauern ca. 4,5 Meter hoch, 1,2 Meter breit, mit 45 Basteien und 8 Türmen, von denen vier als Tore dienten. Der Zugang zu den Mauern wurde durch die damals errichteten Festigungsgräben erschwert, die ein Dutzend Meter breit und 5-6 Metern tief waren. Die Verteidigung und Erhaltung der Mauern wurden bestimmten Zünften zugeordnet: den Breslauer Turm und das Breslauer Tor – den Uhrmachern, das Liegnitzer Tor – den Schwankwirten, Schlossern und Töpfern, das Schweidnitzer Tor – den Schneidern und das Fleischer Tor- den Metzgern.
In den Jahren 1378 -1388 wurde die romanische St.-Andreas-Pfarrkirche umgebaut. Um die Kosten des Umbaues zu decken, hat der Pfarrer das zu der Kirchengemeinde gehörende Dorf Popowice verkauft. Für den vollständigen Umbau reichte das Geld jedoch nicht aus, deshalb wurde nur das Presbyterium im gotischen Stil umgebaut. Es war mit einem monumentalen, steilen Dach bedeckt, das bis heute über die Stadt ragt.
Vierzehn Jahre nach dem Umbau der Pfarrkirche wurde der Bau des Glockenturms zu Ende gebracht. Er war ungefähr 33 m hoch und hatte ein Dach in Form einer Pyramide in Höhe von 11 m, dessen Spitze mit einer vergoldeten Kugel gekrönt wurde. Infolge des Gewitters in 1598 wurde es zerstört. Der Rathausturm, der eine Rolle des Gefängnisses erfüllte, stammt wahrscheinlich vom Ende des 14. Jhs.
In der ersten Hälfte des 15. Jhs. war das Königreich Böhmen, darunter auch Schlesien, ein Raum für Hussitenkriege. In den Jahren 1428-31 befand sich der Ort Środa und seine Umgebung auf dem Wege der Kriegszüge der Hussiten. Die schlimmsten Folgen brachte im Jahre 1428 der Angriff der Hussiten mit sich, als sie die Stadt geplündert, das Kloster und die Franziskanerkirche niederbrannt haben.
Die Zeit des Interregnums und der Kämpfe um die böhmische Krone, die auf die Hussitenkriege folgte und bis Mitte des 15. Jhs. andauerte, begünstigte die Vergewaltigungen und Raubüberfälle, die von böhmischen, ungarischen und polnischen Truppen, die an diesem Kampf teilnahmen, durchgeführt wurden. Die Schwäche der Staatsmacht in dieser Zeit ermöglichte auch ihren Vertretern, sie zu missbrauchen. Zahlreiche Ungerechtigkeiten hat unter anderem der Burggraf Leonard Azenheimer begangen, der für Vergewaltigungen und Raubüberfälle am 13. Juni 1446 auf dem Markt hingerichtet wurden. Sein Schicksal wurde ein Thema des Volksliedes aus der zweiten Hälfte des 15. Jhs., das zu den ältesten Liedern Schlesiens gezählt wird.
Das 15. Jh. war eine Zeit der besonders intensiven Entwicklung des Handwerks in Środa. Die wachsende Bedeutung der Handwerker zeigte sich darin, dass in 1444 zum ersten Mal ein Handwerker zum Bürgermeister der Stadt gewählt wurde. Die Entwicklung des Handwerkes und damit des Handels, außer der allgemeinen Bereicherung der Stadt, verursachte einen wachsenden Antagonismus zwischen den reichen und den ärmeren Stadtbewohnern, was zur Folge Austritte gegen Patriziers, die sich um den Stadtrat konzentrierten, hatte. Der erste Austritt gegen den Rat erfolgte in 1376, der weitere in 1418 wurde gegen den Bürgermeister, der sich mehr um seine eigenen Interessen als um die Interessen der Stadt kümmerte, gerichtet.
Der wirtschaftliche Erfolg und die wachsende Bedeutung des Stadtrates hatten die Errichtung eines neuen Rathauses zur Folge. Wahrscheinlich wurde es an der Stelle des ehemaligen Rathauses errichtet. Das Gebäude liegt auf dem Plan des Buchstabens L, der kürzere Nordflügel wurde mit dem zuvor errichteten Gefängnisturm verbunden. Der Körper des Rathauses lässt sich nicht mehr als eine eindeutige Struktur erkennen und geht in dem großen, inneren Ringblock verloren. Neben dem prächtigsten Saal der Ratsherren, der sich durch das gotische Gewölbe auszeichnet, gab es auch darin Räume der Stadtwaage, des Gerichtes und der Schenke. Von der bescheidenen Außenausstattung ist die Ausstattung des Südgipfels mit Fensternischen und wunderschöner Malerei, mit einer im nördlichen Flügel am deutlichsten sichtbaren Zinne und einem Steinportal im nördlichen Gang, erhalten geblieben.
Mitte des 15. Jhs. wurde der Wiederaufbau der Franziskanerkirche zum Heiligen Kreuz, mit der von der nördlichen Seite angrenzenden St. Anton Kapelle zu Ende gebracht. Nach zahlreichen Umbauten sind bis heute zwei gotische Portale – das nördliche und das westliche Portal erhalten geblieben.
Im 16. Jh. kam es zu großen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen, die einen großen Einfluss auf das Leben der Menschen in Środa hatten. Im Jahre 1526 wurde Schlesien für mehr als zweihundert Jahre ein Teil des Vielvölkerstaates der österreichischen Habsburgermonarchie, was sich unmittelbar auf das alltägliche Leben in Środa auswirkte.
Der Beginn des 16. Jhs. war eine Zeit tiefgreifender Veränderungen in der katholischen Kirche, die durch den Auftritt Luthers im Jahre 1517 eingeleitet wurden. Die Prinzipien des sich damals neu gestalteten evangelischen Glaubens fanden auch in unserer Stadt viele begeisterte Anhänger. Es ist zu einer Trennung der Bevölkerung in Katholiken und Protestanten gekommen, deren gute und schlechte Folgen die Stadt durch die weiteren Jahrhunderte begleiteten. Die katholischen Kirchen zum Heiligen Kreuz und St. Andreas wurden von Protestanten übernommen. Sie waren auch die Mehrheit im Stadtrat, was bestimmt den bestehenden Religionskonflikt verschärfte.
Ein weiteres wichtiges Ereignis in dieser Zeit war der Kauf des Amtes eines Gemeindevorstehers durch den Stadtrat im Jahre 1570. Seitdem wurden alle Angelegenheiten, die mit der Verwaltung der Stadt zusammenhängen, vom Stadtrat übernommen. Es sei hier der relativ späte Kauf des Amtes eines Gemeindevorstehers zu betonen, andere schlesische Städte haben es viel früher getan. Vielleicht lag es an dem Konservatismus des Neumarktrechtes oder an der Schwäche des örtlichen Patriziats.
Die Entwicklung des Handwerks förderte um diese Zeit die Entstehung der neuen Zünfte: 1514 – Töpfer, 1550 – die kollektive Zunft der Schlosser, Büchsenmacher und Uhrmacher, 1528 – Leinsämer, 1586 – Tischler, 1596 – Stellmacher.
Die um 1553 in Środa gegründete Bruderschaft von Kuszniki wurde in den Schützenverein umgewandelt, der bis in die 40-er Jahre des 20. Jhs. erhalten blieb. In der ersten Periode seines Bestehens spielte er eine wichtige Rolle bei der Verteidigung der Stadt. Im Laufe der Zeit nahm diese Rolle ab, bis er eine Organisation mit Unterhaltungscharakter wurde.
Im 16. Jh. wurden zahlreiche Renovierungs- und Bauarbeiten durchgeführt, die zur Folge über viele Jahre hinweg die Bequemlichkeit der Stadtbewohner hatten. Im Jahre 1536 wurde neben den vier bereits bestehenden Toren das fünfte sogenannte Nowa oder Piekarska Tor gebaut, das sich an der heutigen ul. Kilińskiego befand. Das Tor sollte die Verbindung der Stadt mit zahlreichen Gärten und Wiesen außerhalb der Stadtmauern erleichtern.
Im Jahre 1541 wurde mit dem Bau neuer Wasserleitungen begonnen, da die vorhandenen Wasserleitungen für das reibungslose Funktionieren der Stadt nicht ausreichten.
Im Jahre 1552 wurde der einsturzgefährdete Rathauskeller umgebaut. Während des Umbaus wurde ein neues Stockwerk hinzugefügt und mit dem Ratsherrensaal verbunden, wodurch der Raum für den Stadtrat vergrößert wurde.
1567 wurde wieder die Straße vor dem Breslauer Tor und einige Jahre später vor dem Legnica Tor gepflastert.
Die erste Hälfte des 17. Jhs. war die unglücklichste Periode in der Geschichte der Stadt. In den Jahren 1618-1648 fand einer der meist zerstörerischen Kriege der Neuzeit statt. Für Środa war es eine Zeit der größten Vernichtung und zahlloser Leiden seiner Bewohner. Fast jedes Jahr, ob für kurze oder längere Zeit stationierten in der Stadt die Armeen der beiden Kriegsparteien, in der zum Raub und zur Vergewaltigung kam. Nach dem Krieg wurde die Stadt größtenteils zerstört und nur etwa 40 Familien blieben da. Das Krankenhaus aus dem 14. Jahrhundert und die Kirche St. Niklaus wurden zerstört. Das Krankenhaus wurde wieder aufgebaut und die Ruinen der Kirche 1765 abgerissen. 1634 zerstörte der Brand die Kirche St. Andreas. Noch früher, im Jahre 1620, wurde die Kirche zum Heiligen Kreuz zerstört und die Muttergotteskirche zu Pferdeställen umgebaut.
Die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde durch den Wiederaufbau der Stadt nach Kriegsschäden geprägt. Schon während des Krieges hat der Wiederaufbau angefangen. Am Heiligabend 1645 haben zum ersten Mal Glocken in dem wiederaufgebauten Turm geläutet. Eine von ihnen ist bis heute erhalten geblieben. In der wiederaufgebauten Pfarrkirche St. Andreas wurde im Jahre 1699 die Orgel und im Jahre 1716 der Barockaltar montiert. Die in derselben Zeit wie die Kirche verbrannten Pfarrei- und Schulgebäude wurden 1679 wiederaufgebaut.
Die 1675 von den Franziskanern wieder übernommene Kirche zum Heiligen Kreuz wurde grundlegend renoviert. Die Renovierung ist 1727 zu Ende gebracht. In demselben Jahr wurde der Bau des barocken Franziskanerklosters, das das ehemalige Holzkloster ersetzte, abgeschlossen. Von dem mehrfach umgebauten Kloster blieb ein in den 30-er Jahren an die Nordwand der Schule eingebautes Lavabo erhalten geblieben.
Die Renovierung der Muttergotteskirche wurde 1699 fertiggestellt.
In der zweiten Hälfte des 17. Jhs. änderte sich das Kräfteverhältnis zwischen den Protestanten und Katholiken. Nach dem Dreißigjährigen Krieg erlebten die den Habsburgern untergeordneten Länder eine Zeit der katholischen Reaktion nach dem Prinzip, cuius regio, eius religio (wessen Gebiet, dessen Religion). Der Staat unterstützte die Katholiken und strebte danach die Protestanten völlig zu eliminieren.
Infolge dessen nach fast 120 Jahren sind die evangelischen Kirchen St. Kruez und St. Andreas sind wieder von Katholiken übernommen worden. Eine Zeitlang nutzten Evangelisten, die ihrer eigenen Kirche beraubt waren, die Kirche im Ort Rusk, der bis 1675 zum evangelischen Herzogtum Legnica und Brest gehörte. Der in seiner Mehrheit evangelische Stadtrat wurde durch die Einführung der Katholiken gerändert. Dies führte zu zahlreichen Konflikten, umso mehr, als nach der Volkszählung in 1704 lebten in Środa 396 Katholiken und 1800 Protestanten.
Das wichtigste politische Ereignis des 18. Jhs. war für Środa der Übergang unter die preußische Herrschaft (1741). Bereits am 30. Dezember 1740 wurde die Stadt von der preußischen Armee unter der Führung von König Friedrich II. besetzt. Die Kriege in Schlesien zwischen Preußen und Österreich zwischen 1740-1763 führten zur Zerstörung der Stadt und ihrer Umgebung. Besonders mühsam war die Wende 1757 und 1758. In den ersten Dezembertagen war Środa einer der militärischen Konzentrationspunkte vor der Schlacht bei Lutynia am 5. Februar 1757. In der Stadt stationierten damals ca. 20.000 Soldaten. Nach der Schlacht verwandelte sich die Stadt in ein Lazarett für mehrere tausend, während der Schlacht verletzten Soldaten. Die sich zu jener Zeit verbreitende Pest dezimierte die Soldaten und Bewohner der Stadt.
Der Übergang der Stadt Środa unter die preußische Herrschaft bedeutete weitere, globale Veränderungen, die sich aus dem Charakter des Landes ergaben. Die eingeführten administrativen Veränderungen schränkten die Bedeutung der städtischen Selbstverwaltung auf Kosten des Magistrats ein, das streng der zentralisierten staatlichen Verwaltung unterstellt war.
Die wirtschaftlichen Veränderungen hatten die Entstehung der ersten Fabriken zur Folge, was als ein Ausdruck eines langsamen Wandels des Kapitalismus zu deuten ist.
Noch in der österreichischen Zeit, um 1711, gründete der aus der Schweiz stammende Jan Jakub Marschand die erste Tabakfabrik, die im 19. Jahrhundert zu einer großen Entwicklung der Tabak- und Zigarettenproduktion führte. Im Jahre 1742 wurde eine Porzellanfabrik und 1750 eine Seidenfabrik eröffnet.
Die vorherrschende Produktionsmethode im 18. Jahrhundert war noch immer die handwerkliche Produktion. Nach der Liste aus 1732 gab es 220 aktive Betriebe, die 38 Branchen der Handwerksbetriebe repräsentierten. Außer den dreißig Metzgern und Bäckern, die gewöhnlich in jeder Stadt sehr zahlreich waren, die meisten Handwerker waren: Schuster – 30, Tuchmacher – 28, Kürschner – 17, Tischler, Fassbinder und Stellmacher – 19. Andere Arten des Handwerks waren von einem oder höchstens einigen Handwerkern vertreten.
Die religiösen Verhältnisse haben sich wieder gerändert. Die Protestanten, denen seit 1654 die Religionsfreiheit vorenthalten wurde, haben mit dem Übergang von Środa unter die Herrschaft der evangelischen Preußen nicht nur die Gleichheit mit den Katholiken, sondern auch eine volle Unterstützung seitens der neuen Behörden erreicht. Dies wurde 1741 zum Ausdruck gebracht, als zwei Protestanten dem Stadtrat hinzugefügt wurden. Die Einwilligung der Behörden ermöglichte den Bau der Evangelischen Dreifaltigkeitskirche, die am 30. Mai 1745 an der Kreuzung von ul. Daszynskiego und Kolejowa eröffnet wurde. Fünf Jahre später wurde in der Nähe der Kirche eine evangelische Schule eröffnet.
Es kam auch zu vielen Veränderungen im Erscheinungsbild der Stadt. 1774 wurde die Hauptstraße, die sich vom Breslauer Tor bis zum Legnicka Tor erstreckte und 1746 ul. Świdnicka und Marktplatz gepflastert. Man hat angefangen die Hausdächer mit Ziegeln zu decken, wodurch sie feuerbeständiger als Schindeldächer waren . Im Jahre 1765 wurde die Schutzmauer um ca. 1 Meter reduziert, gleichzeitig wurden die Türme und Basteien bis auf die Höhe der Mauern abgerissen. Im Jahre 1770 wurde die ehemalige Kastellansburg abgebaut, die Reste des Burgturms blieben bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts erhalten.
Im Jahre 1797 wurde der Gefängnisturm erhöht und mit einem Helm abgedeckt. In solch einem wiederaufgebauten Turm wurden die Glocken aufgehängt, die der evangelischen Gemeinde dienten, weil die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit keine hatte. Im Jahre 1796 wurde direkt hinter den Mauern von der nordöstlichen Seite ein Friedhof angelegt. Ende des Jahrhunderts wurden die Straßen der Stadt durch die Installation von etwa 80 Olivenlampen beleuchtet.
Der Beginn des 19. Jhs. war ein Zeuge der napoleonischen Kriege in Europa. Für Środa war es eine Zeit weiterer, schwerer Erfahrungen, geprägt von zahlreichen Durchmärschen verschiedener Armeen quer durch die Stadt und ihre Umgebung. Bereits 1806 wurde die Stadt zuerst von französischen und dann von deutschen Truppen geplündert. Im Jahre 1813 wurde Środa die Beute französischer Truppen. Vom 31.05. bis zum 5.06. dieses Jahres hielt sich in Środa zusammen mit seinem Korps von 30000 Mann Napoleon Bonaparte auf und wartete auf die Bestimmungen des Waffenstillstands in Pielaszkowice am 4.06.1813. Als Napoleons Quartier diente das Gebäude der heutigen Kinderkrippe an ul. Daszyńskiego, das für diesen Zweck im Jahre 1926 umgebaut wurde. Der Aufenthalt der für die Stadtbewohner feindlichen Armee war in solchen Fällen durch gewöhnliche Beschlagnahmen, Vergewaltigungen und Raubüberfälle gekennzeichnet. Daher wurde die Niederlage von Napoleon bei Waterloo, die die Zeit der langjährigen Kriege beendete, am 16.01.1816 in der Stadt besonders festlich gefeiert.
Zusammen mit der französischen Armee haben sich in Środa Polen aufgehalten, was unter anderem die Tagebücher des Obersts Dezydery Chłapowski bestätigen.
Ein wichtiges Ereignis für die Stadt war die Eröffnung der Eisenbahn im Jahre 1814. Ihre Entfernung von der Stadt war einer der Hauptgründe für die spätere wirtschaftliche Stagnation der Stadt. Im Jahre 1926 versuchte man dieses Problem durch den Bau einer Schmalspurbahn zu lösen, die die Hauptstadt mit der Stadt verband.
Ein entscheidendes Ereignis im Bereich der Wirtschaft war die Veröffentlichung im Jahre 1810 des Gesetzes, das alle Zunftprivilegien aufgehoben und die Prinzipien des freien Machtspiels, d. h. des freien Wettbewerbs in der Produktion und im Handel eingeführt hat. In Środa, im wirtschaftlichen Bereich, in der ersten Hälfte des 19. Jhs. zeichnete sich die Tabakproduktion und die traditionelle Spinnereiindustrie aus. In der zweiten Hälfte des 19. Jhs., außer den oben genannten Bereichen zeichneten sich die Schuhmacherei und Gerberei aus.
Im 19. Jh. wurden die bestehenden Funktionen einiger Gebäude geändert und viele neue Gebäude geschaffen, von denen viele bis heute erhalten geblieben sind. Im Zusammenhang mit der Auflösung des Franziskanerordens im Jahre 1810 wurde die Kirche zum Heiligen Kreuz in ein Lager umgewandelt, der Ostflügel des Klosters wurde im Jahre 1828 in eine evangelische Schule umgebaut und der Südflügel im Jahre 1858 für Pfarrerwohnungen genutzt.
In den Jahren 1816-1871 diente die Muttergotteskirche als ein Arsenal der in Środa stationierten militärischen Einheit. Es sei hinzuzufügen, dass die Anfänge von Środa als Garnisonsstadt gehen auf das Jahr 1682 zurück.
Im Jahre 1847 wurde im ehemaligen Schlossgarten mit dem Bau eines Gefängnisses, dem heutigen Obstgartengebäude, begonnen. Im Jahre 1869 wurde das St. Nikolaus-Hospital für die Armen aus dem 14. Jh., an ul. Legnicka geschlossen und an seiner Stelle wurde ein neues an ul. Kościuszki eröffnet. Ende des 19. Jhs. wurden dank der Initiative der Nonnen neue Krankenhäuser, das evangelische an ul. Kilińskiego und das katholische an ul. Konstytucji 3 Maja eröffnet.
Im Jahre 1862 wurde in der Nähe der Feuerwehr eine Synagoge errichtet. Es ist hinzuzufügen, dass im Jahre 1840 in Środa mit damals 4000 Einwohnern, ca. 90 Juden lebten.
Im Jahre 1896 wurde eine Turnhalle eröffnet, die auf Initiative des 1861 gegründeten Männerturnvereins errichtet wurde.
Im Jahre 1895 wurden die ersten Ansichtskarten von Środa zum Verkauf freigegeben.
Von den zahlreichen Veränderungen im Erscheinungsbild der Stadt, die sich in den ersten Jahren des 20. Jhs. vollzogen haben, erwähnen wir nur diejenigen, die bis in unsere Zeit erhalten geblieben sind: 27.01.1900 – elektrische Lampen haben zum ersten Mal die die Stadt beleuchtet, 1902 wurde das Gebäude der Feuerwehr eröffnet, 1864 wurde die freiwillige Feuerwehr in Środa gegründet und 1905 wurde das heutige Postgebäude erbaut. Das Postamt wurde schon 1885 gegründet und es befand sich ursprünglich an ul. Legnicka.
Dank der Initiative der Behörden und der Stadteinwohner wurde 1920 in Środa ein Gymnasium gegründet, dessen Gebäude in den Jahren 1920-1929 erbaut wurde – heute der Schulkomplex an ul. Wrocławska.
Die 1923 gegründete Landwirtschaftsschule bekam 1929 ihren Sitz im Gebäude an ul. Strzelecka, in dem sich derzeit ein Kindergarten befindet.
Das städtische Museum wurde 1920 gegründet und hat seine Räume im Gebäude der heutigen Landwirtschaftsschule erhalten. Im Jahre 1935 wurden ihm die Räume der Evangelischen Kirche der Dreifaltigkeit zur Verfügung gestellt. Im Jahre 1945 wurden die wertvollen Sammlungen zerstört und verstreut.
Die Kirche zum Heiligen Kreuz, die im 19. Jh. als Lager diente, wurde 1933 nach einer gründlichen Renovierung eröffnet. Die grausamen Jahre des Zweiten Weltkriegs brachten entscheidende
Änderungen in der Geschichte von Środa. Am 9. Februar 1945 nahmen die Regimenter der 181. Infanterie-Division des Obersts Pawel Morosow vom 74. Infanteriekorps, die zur 6. Nationalen Militärarmee der Ersten Ukrainischen Front gehörten, nach der Auflösung der deutschen Gruppe Sachsenheimer im Stadtgebiet – Środa ein. Durch die neuen politischen Machtverhältnisse nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa und die damit einhergehenden Grenzveränderungen einiger Länder wurde Schlesien zusammen mit Ermland, Masuren und Pommern ein Teil Polens. Damit begann für Środa eine neue, wieder polnische historische Periode. Infolge der Entscheidungen in Jalta und Potsdam wurde die deutsche Bevölkerung in die jetzigen Bundesländer umgesiedelt. Seit dem Frühling 1945 wurde die Stadt von Polen besiedelt, die aus verschiedenen Woiwodschaften des Vorkriegspolens hierher kamen.